Reisejournalistin Renate Freiling stellt ihre Reportagen, Fotos und Reiseberichte vor.

Donnerstag, März 08, 2012

Die No 1 am Gardasee ist das Aktivhotel Santalucia



Bei der diesjährigen ITB wurde das Aktivhotel Santalucia in Torbole am Gardasee mit dem HolidayCheck Award 2012 ausgezeichnet. Der Eigentümer Silvio Rigatti (auf dem Foto Mitte) erhielt damit für sein Haus die Bestnote von 1412 getesteten Hotels am Gardasee.

Das Aktivhotel Santalucia - ein bed & breakfast Hotel auf hohem Niveau – liegt im Ort Torbole oberhalb des Gardasees inmitten eines mediterranen Gartens mit Swimmingpool. Der Standort ist ein idealer Ausgangspunkt für Outdoor-Aktivitäten im Trentino wie Mountain-Bike-Touren, Segel-Turns oder Wanderungen. Und sollte das Wetter mal nicht mitspielen - der Aufenthalt lohnt sich auch Indoor, ob zur Entspannung im hauseigenen Wellness-Center mit finnischer Sauna und Bio-Sauna, Solarium und Kneipp-Becken oder zum Fitness-Training an den Technogym-Geräten.

Weitere Informationen zur Anreise, Umgebung und Hotel

www.aktivhotel.it
www.visittrentino.it
www.gardatrentino.it

Dienstag, März 06, 2012

Wer hat’s erfunden?


Der Mythos ‚Freestyle‘ im Schweizer Wintersportort Laax hat Tradition



Strahlend blauer Himmel, blendend weißer Schnee und klirrende Kälte und schüren die Vorfreude. Schnell noch den Rückenpanzer aufgeschnallt, Jacke drüber und dann rauf auf den 2228m hohen Graubündner Crap Sogn Gion, dem Zugang zur aufregendsten Schneearena Europas mit Guinessbuch-verdächtiger Halfpipe und vier Snowparks - dem Mekka für Freestyler. In einem Schnupperkurs werde ich versuchen, den Ursprung des berühmten Laaxer Freestyle-Skiing heraus zu finden.
In Laax ist der Teufel los. Durch ein Getummel von mehreren hundert polnischen Snowboardern und der hier trainierenden Olympiaelite kämpfen mein Freestyle-Lehrer Christian und ich uns zur Seilbahn durch. Sieben graue Steinklötze aus Valser Quarzit sehen aus wie frei stilistisch hingewürfelt. Dazwischen heizen ausgelassenes Lachen und lautes Klappern die Stimmung an. Wir sind mitten in einem Vergnügungsghetto für Schneefetischisten. Rund um die Talstation Laax ist in den letzten beiden Jahren ein neuer Ortsteil entstanden. Das ‚rocksresort‘ ist ein Appartment-Komplex mit eigener Infrastruktur, der 4- und 8-Personen-Appartments zum Kauf und zur Miete anbietet. Die Würfel sind - in Anlehnung an das Bild eines Erdrutsches - das Ergebnis eines modernen Bauprojektes, das zur exklusiven Gruppe der Design Hotels ™ gehört.
Das Graubündner Skigebiet LAAX wartet seit jeher mit der Etablierung neuer Trends auf. Zwar gibt es einen historischen Dorfkern des ursprünglichen Dorfes und die typisch schweizerische Gemütlichkeit. Doch vielmehr sind die drei in LAAX zusammen gefassten Orte Laax, Flims und Falera seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts, dem Beginn der Snowboard-Ära, ein progressives Wintersportareal. Weltweit gilt Laax als Vorreiter der neuen Wintersportarten und des Freestyle-Skiings – oder ist er gar der Erfinderort desselben? „Die Disziplinen des Freestyle sind Facetten des Skisports, bedeuten eigentlich, dass man macht was man will“, erklärt Christian über die Köpfe einer Kindergruppe hinweg, „dennoch beschränken sich die Möglichkeiten auf die präparierten Areale“.
Auf dem Berg angekommen, schießen plötzlich bunt gekleidete Luftikusse aus dem Schnee senkrecht nach oben. „Ein großer Teil der Bewegungen spielt sich als Kunstturnen in der Luft ab“, erklärt mein junger, aber erfahrener Lehrer. Um dort hinzukommen und Figuren zu vollführen, ist eine gut gestaltete Basis wie die Halfpipe oder „rails“(Metallschienen) nötig. Im freien Gelände wären die Übungen lebensgefährlich. Die obere Öffnung der Halfpipe ist auf den letzten ca. 1,5 Metern nach außen als eine Absprungkante konzipiert, um den Schwung zu verstärken. „Beim Freestyle geht es nicht um Leistung wie Geschwindigkeit, sondern um Ästhetik und Körperbeherrschung“, so Christian, während dicht hinter ihm ein Snowboard vorbeifliegt, das auf der Unterseite ein Herz preis gibt. Mir wird beinahe schwindelig, als ich die riesige etwa sechs Meter tiefe und 13 Meter breite Öffnung im Schnee als Halfpipe unter mir erkenne. „Wir könnten ohne Vorerfahrung da drin schon Übungen machen, die Du selbst als alter Skihase schnell lernst“, lacht der 27jährige Lehrer und winkt, ihm zu folgen. Und tatsächlich gibt die Halfpipe schon einen gewissen Schwung vor. Die Geschwindigkeit steigt je nach Einstiegswinkel nach jeder Wende an. Ohne große Kraftanstrengung trügen mich die breiten Freestyle-Ski nach oben in die Lüfte – wenn Christian nicht eindringlich zum Schneepflug gemahnen würde.
Heil am unteren Ende der Röhre angekommen, räumen wir schnell den Platz für trainierende Olympiagrößen. Der Bündner Gian Simmen, Schweizer Goldmedaillengewinner im Snowboarden bei der Olympiade 1998 in Nagano, stößt gerade rechtzeitig dazu, als Christian und ich über die Entwicklung der Disziplinen sprechen. Seit 1979 ist Freestyle-Skiing von der FIS (Fédération Internationale de Ski) anerkannte Sportart und seit 1992 finden die punktbewerteten Disziplinen Aereals, Moguls, Halfpipe nach und nach olympische Anerkennung. Beim Skicross, der in diesem Jahr in Vancouver erstmals olympisch ausgetragen wird, zählt die Kunst, im direkten Wettbewerb den Parcours möglichst schnell zu bewältigen. Und das lernt man bei Christian sicher flugs, da er früher selbst als Profi fuhr. Er ist seit sieben Jahren bei der Skischule Flims-Laax-Falera, der die einzigartige Freeride- und Freestyle-Academy Laax angehört. Sie bietet Kurse für jeden Bedarf im Baukastensystem an: beginnend mit einem Schneetraining über Kondition und Koordination bis hin zu Half Pipe, rails und Big Air (Sprünge). Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Skilehrer kommen aus ganz Europa, um dort die neuen Stile und Figuren zu erlernen und sie dann in ihren eigenen Skigebieten zu unterrichten.
„Seit das Material und die Formen der Ski sich ständig verbessern, sind dem Freestyle kaum noch Grenzen gesetzt. Twin Tips fahren vorwärts wie rückwarts“, demonstriert Christian auf seinen Skiern mit den vorn wie hinten gleichen Spitzen. „Über die rechte Schulter nach hinten schauen und rückwärts eine Linkskurve fahren“, so Christians Erläuterung. Das geht quasi wie von selbst. Nach mehrmaligem Üben steigere ich den Rhythmus bis zur Rolle im Pulverschnee – was nicht zu den Disziplinen zählt.
Zurück im rocksresort ist das bunte Treiben der coolen - und nicht nur jungen Freestyler – unverändert. Zwischen Skiverleih, den sechs Restaurants, ebenso vielen Bars und Clubs und Shoppingmeile sowie dem Spa-Bereich im angeschlossenen Hotel Signina herrscht reger Personenverkehr. Bei einem Latte Macchiato im Piazza Caffè&Panini verkündet Christian drohend: „Das war erst der Anfang“. Doch mit der Gewissheit, schon mal rückwarts fahren zu können, schockiert mich das nicht, im Gegenteil. Mein erster Flug aus der Halfpipe scheint in greifbarer Nähe.
Sei es der Freestyle-Unterricht oder das rocksresort – Schweizer Qualität lässt keine Wünsche offen und geht bis zur Perfektion. Ob die Erfindung des Freestyles in Laax war, ist daher eigentlich egal. Praktikabilität, gewissenhafte Weiterentwicklung und ein leichter Zugang des Metiers für abenteuerlustige Wintersportler jedenfalls wird dort seit 30 Jahren kontinuierlich vorangetrieben.
Infos Skigebiet Laax-Flims-Falera:
220 Pistenkilometer; 100km² Fläche, davon 70% zwischen 2000 und 3000 m Höhe; Europas größte Halfpipe; 4 Snowparks; 28 Bahnanlagen; durchschnittlich 8-, max. 20 Tsd. Besucher pro Tag; 4-Tage-Skipass ab ca. 165 €.
Anreise:
Flug bis/ab Zürich mit swiss (www.swiss.com) oder AirBerlin (www.airberlin.com); Flug bis/ab Friedrichshafen, dann mit dem Laax-Shuttle ca. 1,5 Std. Preise und Buchung über www.laax.ch, Tel. +41 81 927 77 77
Kontakte:
Schweiztourismus:
www.myswitzerland.com, Beratungshotline Tel. 00800 100 200 30
Schweizer Skischule Flims Laax Falera
Talstation Crap Sogn Gion
CH – 7032 Laax GR 2
Telefon: +41 (0) 81 927 71 71
Fax: +41 (0) 81 927 71 72
Mail: skischule@laax.com
Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 08.15 bis 12.00 Uhr und 13.15 bis 17.00 Uhr
Preise: 2 Stunden Freestyle-Kurs für 1-2 Personen 140 €; Gruppen bis 8 Personen zahlen für drei Tage à 2 Stunden 187 €. www.skischule-flims-laax.ch
Übernachtungen
rocksresort: 4-Bett-Appartment, 4 ÜN, So.-Do.: ab ca. 370 € (Zwischen- und Nachsaison)
www.rocksresort.com, Buchungsanfragen Tel. +41 (0)81 927 7777
Doppelzimmer im Signinahotel, 4 Sterne: 1 ÜN ab 55 € p.P.; Pauschalangebote: z. B. 4 ÜN im Dz inkl. 4-Tages-Skipass ab 400€ p.P.
www.signinahotel.com, Buchungsanfragen unter Tel. +41 (0)81 927 9999

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Donnerstag, Februar 18, 2010

Sonnenuntergang auf der Titanic

Hotelspezialitäten in Manhattan, bei Nacht betrachtet


In der Stadt, die niemals schläft, ist der Unterschied zwischen Tag und Nacht nur am Licht erkennbar. Doch auch zwischen Up- und Downtown, East- und Westside, Design-Hotels und anderen „Hip Places“ sind die Unterschiede - tags wie nachts - groß. Allein 10 neue Hotels haben im vergangenen Jahr in Manhattan neu eröffnet, für das nächste Jahr sind weitere fünf bereits angekündigt. Individualität ist gefragt. Zwei Hotel-Spezialitäten in New York Citys In-Bezirken treffen diesbezüglich den Puls der Zeit.

1:40a.m. in SoHo - Walk the dog
In der Crosby Street, einer schmalen Seitenstraße nahe des Broadway in SoHo (South of Houston Street), hebt ein Hund sein Bein an einem Müllcontainer. Der fahle Schein des hoch stehenden Halbmondes lässt den nassen Asphalt glänzen. Im Foyer des Crosby Street Hotels ist es schummrig, zwei steinerne Bulldoggen stehen am Eingang Spalier. „Eine Flasche Veuve Cliquot und ein Pfund frische Erdbeeren auf Zimmer 802, bitte“, schrillt die Stimme der enternden blonden Dame mit einem Cavalier King Charles Spaniel an der Leine in die Stille, der Nachtmanagerin Annelle entgegen. Diese greift bereits, „selbstverständlich, gerne“ antwortend, zum Telefonhörer um ihre Service-Maschinerie in Gang zu setzen. Ein riesiger, aus Stahl gewobener Kopf schaut starr auf die Szenerie, eine bizarre Kulisse.



2:03a.m. am Hudson River - Nachthunger
Während Annelle sich im Crosby Street Hotel mit einer siebenköpfigen Nachtbesetzung um Erdbeeren und Champagner sowie lautere Musik für die spontane Party eines italienischen Designer im Salon kümmert, steht im The Jane Hotel ein Page in dunkelroter, klassischer Hotelkluft mit Pagenmütze unterdrückt gähnend hinter dem hölzernen, etwa drei Meter breiten Empfangstresen für 200 Gäste parat. Letztere jedoch sind im Foyer selten zu sehen. Ein bärtiger, hagerer Mann tritt im Bademantel aus dem Treppenhaus ins Foyer und fragt harsch, wo er eine Pizza Margeritha bekommen könne, „und zwar pronto“.



Nacht-Consierge AJ kennt sich aus. Er weiß auf Anhieb, wo der nächste 24h-Imbiss liegt, und beschreibt freundlich den Weg. Frustriert wendet sich der Herr dem personengesteuerten Holzlift zu und lässt sich unter Quietschgeräuschen vom Boy in den 4. Stock bringen. Die Gäste kümmern sich hier selbst um ihr Wohlbefinden, erklärt AJ gelassen. Es gab schon Gäste, die Geister gesehen haben, erzählt er, auch damit müssen sie allein fertig werden. Tipps für Essen, Trinken, Ausgehen erhält man über die Homepage der Informationsplattform NYCGO.com per kostenlosem Drahtlos-Internetzugang - auf selbst mitgebrachtem Laptop, versteht sich.



Titanic
Das im August 2008 eröffnete „The Jane Hotel“ im Meatpacking District, ist bei Backpackern und US-amerikanischen Kurzurlaubern sowie einigen Businessreisenden beliebt. Service und Komfort sind auf ein Minimum reduziert. Personal und Gäste schweben in Sphären längst vergangener Zeiten. Inhaber Shawn McPherson ließ das über hundert Jahre alte Gebäude im Uraltlook sanieren. Dunkle Holzvertäfelungen, Fliesen, Polstermöbel, Geweihe an den Wänden, Pflanzen und Kronleuchter, ein „Ballroom“ mit Showtreppe, Kamin und schweren Teppichböden – all das ähnelt einer Filmkulisse des Inneren der Titanic. Deren überlebende Besatzungsmitglieder nächtigten tatsächlich im Jahr 1912 im Haus, bis der Untergang und damit das Ende ihrer Jobs besiegelt war. Doch es sind keine Filmkulissen, die einem das Gefühl geben, Teil einer historischen Inszenierung zu sein. Der Stil ist gewollt der eines Hotels oder Luxusliners zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Direkt am Hudson River im „West Village“ gelegen, ist dem ehemaligen Seemannsheim ein maritimes Flair zu eigen. So wie hier ein traumhafter Sonnenuntergang über dem Fluss zu beobachten ist, sieht man aus den Zimmern des Crosby Street Hotels auf Manhattans East Side den Sonnenaufgang über der Brooklyn Bridge. Zwischen den beiden Orten liegt eine halbe Stunde Fußmarsch – und eine kleine Welt.


Crosby Street



Das zur exklusiven Auswahl des Portals Design Hotels™ gehörende „Crosby Street Hotel“ der Londoner Firmdale-Kette ist eines der extravagantesten Häuser in SoHo. Seit der Eröffnung im Oktober 2009 hat sich die Kunde der im Herzen des Big Apples neu erbauten Übersee-Dependance nicht nur im Königreich herumgesprochen. Vom ersten Tag an wird der 11stöckige Neubau im SoHo-Loftstil mit museumstauglichem Interieur und hohem ökologischen Anspruch international als neuer Hot Spot Manhattans gehandelt. Mit etwa 145 Angestellten für 86 lichtdurchflutete Zimmer ist das Hotel für Service- und New-York-Lifestyle-Begeisterte herausragend.



2:36 a.m. Workout
Crosby Street Hotel: Während sich vier junge Männer in Designer-Jeans und Kapuzenjacken in den bunten Fauteils des Salons (in Firmdale-Hotels heißt der Salon „Drawing Room“) lümmeln und zwischen Kamin und afrikanischen Holzskulpturen unter dem riesigen Gemälde eines Jack Russell Terriers Verhandlungen über Millionen-Investments führen, findet in der Lobby ein nächtliches Fotoshooting statt. Die letzten einiger fröhlich-lauter VIPs, die zur Vorpremiere des neuen Vampir-Films „New Moon“ ins private Crosby Street Hotel-Kino geladen waren, verlassen die Bar. Aus dem Lift kommt eine Mittsechzigerin im Jogginganzug und singt.
Leute aus der Entertainmentbranche, Banker und Unternehmer mögen das Flair des individuellen Hauses, meint Craig Markham, Marketing- und PR-Direktor. Seine Chefin Kit Kemp, Mitinhaberin und Designerin der sechs Londoner und des neuen New Yorker Firmdale-Hotels in der Crosby Street stellt eine Atmosphäre von luxuriösem Understatement und Heimeligkeit her. An den Kombinationen von Antiquitäten, Kunstwerken – der stählerne Kopf im Foyer stammt von Künstler Jaume Plensa – und modernem Design mit erstklassigen Materialien finden Ästheten für ihre optischen und haptischen Sinne so einige Hochgenüsse. Hundefotos, Hundezeichnungen, Hundeskulpturen - in jeder denkbaren Darstellung zieht sich der vierbeinige Menschenfreund durch das Haus wie Yellow Cabs durch die Autoschlangen von Manhattan. In den Zimmern sind indische Intarsienkommoden, gerahmte Textilien und das Männeken – eine Schneiderpuppe - Stilelemente, die in 40 unterschiedlichen Designs kreiert wurden.



Fast monoton sieht dagegen die Einrichtung im The Jane Hotel aus. 200 etwa 8qm große Kabinen mit lukenähnlichen Fenstern, teils mit Einzel-, teils mit Etagenbetten, sind in Nußbaumholz getäfelt. Ventilator, Marmor-Fensterbank, Messinghaken, Spiegelwand, gemusterte Teppichböden, 17“ Flatscreenfernseher, Klimaanlage und Schubladen mit Safe unter den Betten sind Standard.
Die Enge treibt die Bewohner oft auf die langen Flure. Das gesellschaftliche Leben, das im Crosby Street Hotel im Salon passiert, findet im The Jane Hotel im Badezimmer statt. Der Durchlauf fluktuiert Tag und Nacht, da es nur zwei Toiletten, zwei Hand-Waschbecken und zwei Duschen für etwa 50 Kabinen gibt. So wird selbst der Pizza-Hungrige um die fortgeschrittene Uhrzeit am marmornen Waschtisch fündig: eine junge Frau, die sich vor dem Badezimmerspiegel eine neuen Haarschnitt verpasst, bietet auf seine Frage hin an, ihm per Internet eine Pizza zu bestellen. Danach verschwindet sie, eine Menge Haar hinterlassend, um sich in den hippen Clubs des umliegenden Meatpacking Districts umzuschauen.



Die Luxusklasse des Jane Hotels umfasst bisher 12 Captains Cabins mit großen Fenstern und eigenem Bad, 20 weitere werden, übers Haus verteilt, saniert. Darin soll eine weitere Klientel neben preisbewussten Reisenden die Szene beleben: laut AJ sind es Filmproduzenten, Schauspieler und Rockstars. Eine dritte Klasse sind die „tenants“ (Hauptmieter), die in ihren Kabinen leben. Es handelt sich um etwa 10-15 ältere Herren, die beim Besitzerwechsel vor einigen Jahren als Mieter übernommen werden mussten, da sie uneingeschränktes Wohnrecht haben. Man begegnet ihnen zu jeder Nacht- und Tageszeit im Bad. „Wer in der Lage ist, fünf Nächte zu überstehen, schafft es auch für immer,“ meint Tenant Bill*beim Geschirrspülen, der als Arbeiter eines Fleischgroßhandels seit acht Jahren dort lebt. Das hat wohl auch der Hotelbesitzer erkannt und sich das Motto „for a day or a lifetime“ auf die Fahne geschrieben.
Für den Preis von fünf Übernachtungen im Jane Hotel bekäme man eine im Crosby Street Hotel.



5:48a.m. Sonnenaufgang
Während im Foyer des Crosby Street Hotel der lebhafte Check Out- und Gepäckservice beginnt, und sich Dutzende von Menschen lautstark unterhalten, kehren ins The Jane die letzten Übernächtigten heim.
*Name geändert

Tipps für New York Shopping, Restaurants, Nightlife, Verkehrsmittel, Hotels, Tourist-Info: www.nycgo.com/german

Fazit The Jane:
Übernachten im wahrsten Sinne des Wortes, vom dynamischen Leben New Yorks ist nichts zu spüren. Zuviel von allem im Badezimmer. Skurriler Kultort für Bohème und solche, die es mal werden wollen.
Anschrift: The Jane Hotel, 113 Jane Street, New York, NY 10014, Tel. +1-212-924-6700, www.thejanenyc.com
Buchbar über www.adacreisen.de

Fazit Crosby :
Sinnlich, anspruchsvoll, perfekter Service, zu wenige Badewannen, viel Leben und New York Lifestyle. Wozu sich durch Manhattans Straßen schlagen?
Anschrift: Crosby Street Hotel, 79 Crosby Street, New York, NY 10012, Tel. +1-212-226-6400, www,crosbystreethotel.com
Buchbar über www.designhotels.com

copyrights:RenateFreiling2009

Freitag, Dezember 18, 2009

Fröhliche Weihnachten!

Montag, September 08, 2008

Raum und Zeit sind nur ein Gefühl

Ein Automuseum hebt Konventionen auf

Wo bin ich hier eigentlich? frage ich mich, leicht schwindelnd, und drehe mich um. Umgeben von wallenden Formen in schwarz-grau-weiß verliere ich gerade die Orientierung und das Raumgefühl. Dort steht der millionste goldene Käfer von 1955 und da hinten der Fiat Topolino aus dem Jahr 1948. Alles klar. Ich befinde mich also irgendwo in den 50er Jahren meiner Zeitreise durch die Räume des Automuseums „ZeitHaus“ in Wolfsburg.


Wenn ein Auto nicht mehr zum Fahren benutzt werden kann, ist es seinem Zweck enthoben, hat keine Daseinsberechtigung mehr. Es landet auf dem Schrottplatz, einem Autofriedhof - oder im Museum. Altersruhesitze für ausrangierte Fahrzeuge gibt es derer viele. Ob wild zugewachsene Wiesen, aus denen sich rostige Türme von Ersatzteillagern erheben, liebevoll dekorierte Garagen, die an ein Heimatmuseum erinnern, oder durchgestylte Fabriklofts, in denen Sammler stolz ihre Schätze aufreihen – der Phantasie zur Gestaltung solcher Orte sind keine Grenzen gesetzt.

Das ZeitHaus in der Autostadt des Volkswagen-Konzerns ist eines der modernsten deutschen Museen für Automobilgeschichte. Als einziges Hersteller-Museum der Republik präsentiert es auch markenfremde automobile Raritäten wie Fiat, Peugeot oder Benz. Ausschlaggebend für die Sammlung ist die Bedeutung der blechernen Zeitzeugen. Seit seiner Eröffnung im Jahr 2000 wurden die im ZeitHaus ausgestellten etwa 100 Meilensteine der Auto-Historie in ihren zeitgemäßen, authentischen Welten inszeniert. Die aktuelle Ausstellung, die am 11. März dieses Jahres eröffnet wurde, revolutioniert jedoch die bisher zu erlebende Zeitreise, die über Kopfsteinpflaster der 20er Jahre vorbei an Krämer-Läden der 50er bis an den Surfer-Strand der 70er Jahre führte. Die überholten Young- und Oldtimer werden jetzt zu Kunstobjekten und präsentieren sich im anspruchsvollen Gewand des zeitgenössischen österreichischen Künstlers Peter Kogler. Der triste Beigeschmack einer Endstation kommt erst gar nicht auf.


Auf den ersten Blick wirkt die beeindruckende Rundum-Wandgestaltung wie die Nachbildung einer leicht unruhig vor sich hin schwappenden Wasseroberfläche. Oder vielleicht das Schattenspiel wehender Tücher im Wind. Doch ist das nicht der Kotflügel eines Jaguar XK 120 da vorn? Und das da ein Käferdach? Und dort erkenne ich eine ausladende Chevrolet-Stoßstange. Allen Assoziationen gemein ist die Optik von Glanz und Reflektion. In der Tat hat sich Peter Kogler von Formen und Kurven aus dem Automobildesign nicht nur inspirieren lassen. „Ich habe die Formen am Computer bearbeitet und modifiziert,“ erklärt er. So greifen die geschwungenen, fließenden Linien und Flächen die Formen und Reflektionen hochglänzender Karosserien auf, ohne jedoch dabei aufdringlich zu wirken. „Die Autos als Repräsentanten technischer Entwicklung musste ich ja berücksichtigen“, so Kogler, der sich auch allgemein sehr für Technik interessiert. „Die schwarz-weiß-grauen Töne und der Vergrößerungsmaßstab waren wichtige Vorgaben, damit die Autos zur Geltung kommen“. Der Charakter des Werkes bildet einen adäquaten Hintergrund für die betagten Exponate. Mein Raumgefühl geht allerdings bei längerem Hinsehen auf die Wände auf angenehme Art und Weise verloren, daher das Schwindelgefühl und die leichten Orientierungsschwierigkeiten.

Wieder zielgerichtet auf die Inseln der ausgestellten Fahrzeuge lasse ich mich durch deren Gezeiten treiben. Jedes Auto für sich ist eine eigene Schöpfung und repräsentiert seine eigene Ära. Ein fast 100 Jahre alte Ford T steht erhaben und würdig auf seinem Platz. Alle Informationen, die er mir mitzuteilen hat, sind auf dem kleinen Monitor in seinem schlichten, schwarzen Podest zu finden: das Baujahr 1908, seine Geschichte, die technischen Daten und Fotos aus seiner Zeit. Er war ein besonders robustes Automobil, das schon zur Zeit des ersten Weltkrieges serienmäßig gebaut wurde. Also einer der ersten Meilensteine der Automobilgeschichte, teilt mir der kleine Monitor zu meinen Füßen mit. Doch die historischen und technischen Besonderheiten allein erheben den Ford noch nicht zum Kunstwerk. Das Drumherum, das Zusammenspiel von Wagen und Kulisse, spricht die Sinne an.


Peter Kogler hat in der Autostadt eine Atmosphäre der Unendlichkeit konstruiert, die seinem Ruf als Raumkünstler und Konstrukteur von Zwischenwelten gerecht wird. Er arbeitet bereits seit 1984 erfolgreich mit vielschichtigen graphischen Motiven als Rauminszenierungen. Dabei visualisiert und interpretiert Kogler die Räume und das Empfinden derselben völlig neu. „Ich habe die Gestaltung des ZeitHauses, wie viele andere Projekte auch, nach architektonischen Vorgaben konstruiert, am Computer gestaltet und das wird dann im Digital- oder Siebdruckverfahren realisiert“, beschreibt der Künstler seine Arbeit. So wandelt sich Architektur in virtuell endlos scheinende Orte, in denen der Betrachter sich verlieren kann. Röhren, Gehirne und Weltkugel sind nur einige der Motive, die Kogler für seine Kunstprojekte aufgreift. Hier im Zeithaus sind es fließende Bahnen und Flächen, die die Räumlichkeit und auch die Zeit aufzuheben scheinen. Das Kunstwerk Koglers nimmt das gesamte Zeithaus ein und den Besucher darin auf. „Die in der Zusammenführung von zeitgenössischer Kunst und klassischer Automobilität entstandene Ausstellungsform ermöglicht gerade durch die Konsequenz der Ausgestaltung des kompletten Gebäudes und die Qualität der Ausführung eine neue Sicht auf eine besonders bemerkenswerte Sammlung automobilhistorischer Meilensteine“, erläutert Dr. Maria Schneider, Kreativdirektorin der Autostadt, das Werk.


Ebenso wie der Ford stellt sich der Golf I auf seinem Podest als Meilenstein dar. Trotz der anderen Epoche, einem anderen Zeitgeist und anderer technischer Standards wird deutlich, dass das Exponat für sich spricht. Der Golf I löste den Käfer als Volksautomobil ab und läutete eine neue Ära ein, die der „Generation Golf“. Damit schlägt er eine Brücke zur Gegenwart, erinnert mich an jugendliche Abenteuer, und schließt so meine Reise durch Zeit und Raum ab.


Das ZeitHaus in der Autostadt ist eine Luxusvariante der letzten Stationen für betagte blecherne Alltagsgefährte, Raritäten und Prototypen. Nicht ausrangiert und auf dem Abstellgleis, sondern exponiert und auf dem Ausstellungspodest stehen die alten Vehikel noch ihren Mann. Die Daseinsberechtigungen der Ausstellungsstücke des ZeitHauses sind unangefochten. Ihre Funktionen als Transportmittel bestehen weiter – im Weitergeben von Informationen als Meilensteine der automobilen Geschichte.

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Text: Renate Freiling2008

Fotos: ZeitHaus/Axel Martens


Sonntag, Juli 20, 2008

Fortbewegung im Berner Oberland


Immer rauf und runter – Mobil im Berner Oberland

Blühende Wiesen fliegen vorbei und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Der Fahrtwind tut sein Übriges dazu, damit die Geschwindigkeit berauscht. Eilig schwebt das Flyer-Velo, auf dem ich sitze, über den Asphalt der Berner Oberland-Straßen dahin. Die etwa 17 Kilometer von Thun nach Spiez schafft das Gefährt mit Hilfe meiner Muskelkraft in 30 Minuten. Und in den nächsten drei Tagen klappere ich damit einige interessante Fleckchen dieser schönen Region ab.

Das Berner Oberland ist nicht nur winters für die Skiparadiese Gstaadt, Grindelwald und die über 4000m hohe Jungfrau-Region berühmt, es lockt auch im Sommer mit spannenden Sportarten. In der abwechslungsreichen Landschaft, die von weiten Tälern über große Seen bis hin zu steilen Berggipfeln reicht, werden Freizeitprofis erfinderisch. Mit einem Tretroller einen Berg hinunter fahren ist nur eines der Highlights, die auf dem Programm stehen.

Meine Ausgangsbasis liegt im ersten Single-Hotel der Schweiz, dem Hotel Eden. Hier sind Alleinreisende in der Überzahl, und werden nicht, wie oft in Familienhotels üblich, an Katzentischen platziert. Der Name ist Programm in dem 4-Sterne-Haus. „’Hotel Eden’ stand schon dran“, erzählt Lisbeth Mathys, die 71jährige Inhaberin des Hauses, „als ich

2004 zu dem verwaisten Gebäude kam. Und ich wusste sofort: Das ist es.“ Frau Mathys’ kleines Paradies. So fühle ich mich wörtlich wie im Garten Eden, als ich in der Grünanlage stehe. Eine 102 Jahre alte Libanon-Zeder, so alt wie das Haus, steht mitten darin – ein Baum, der Kraft gibt, wenn man ihn anfasst. Eine kurze Umarmung sollte erst mal reichen für meine am nächsten Tag bevorstehende Schlösser-Tour.

Nach einem ausgiebigen Frühstück und leichten Schwimmübungen im Panorama-Hallenbad schwinge ich mich auf das Flyer-Velo. Es verstärkt die Muskelkraft, so dass beim Beschleunigen ein Gefühl des Abhebens aufkommt. Doch zunächst ist das nicht nötig, es geht bergab. Das Spiezer Schloss liegt auf einem Hügel am Thunersee. Es ist eines von fünf privaten Schlössern, die am Thunersee liegen. Im Schlossmuseum ist die gesamte Geschichte nach zu verfolgen. Für Hungrige gibt es ein Restaurant, für Heiratswillige kann das ganze Schloss angemietet werden. Von einem kleinen Park aus habe ich einen traumhaften Blick auf den See, der still unter einem Schleier von Morgennebel daliegt. Nach einem kurzem Rundgang mache ich mich auf den Weg zum Anleger der Linienschiffe, die auf dem Thuner- und dem Brienzersee verkehren. Ich begebe mich mitsamt dem Velo auf ein Linienschiff der „Schifffahrt Berner Oberland“ in Richtung Thun, und steige nach halbstündiger Fahrt auf dem Sonnendeck am palmengesäumten Anleger von Schloss Oberhofen wieder aus. Maschinist Peter Wahl wünscht den aussteigenden Gästen noch eine schöne Reise. „Die meisten Passagiere sind Touristen“, wirft er mir noch zu. „Für eine Fahrt zur Arbeit gibt es ja auch schnellere Möglichkeiten als das Linienschiff“. Nach einem Schlossparkrundgang trägt mich das fliegende Fahrrad weiter zu einem Kurzbesuch von Schloss Hünegg und von dort aus nach Thun, wo ebenfalls ein Kastell – für mich lieber von außen - zu besichtigen ist. Schloss Schadau mit seinem Gastronomiemuseum und prachtvollem Restaurant ist der krönende Abschluss meiner Tour. Zurück erwartet mich eine langgezogene Steigung, auf der das Gefährt einmal zeigen kann, was es in sich hat. Doch über einer bestimmten Geschwindigkeit ist keine zusätzliche Beschleunigung mehr zu spüren. Trotz vollem Akku strampele ich mir die Seele aus dem Leib. Es ist halt nur ein Hilfsmotor, kein Antrieb.

Zurück im Eden empfangen mich die Hotel-Mitarbeiter als käme ich nach Hause. Nach einem ausgiebigen Saunabesuch geselle ich mich zur kleinen Runde, die sich um Lisbeth Mathys schart. Sie speist am liebsten mit ihren Gästen. „Auch Weihnachten und Silvester verbringe ich hier und denke mir immer wieder schöne Aktivitäten mit den Gästen aus.“ Das war das Stichwort. Meine nächste Aktivität für morgen ruft schon – ein Ausflug ins Simmental mit Haut- und Spaßprogramm.

Auf dem Flyer-Velo strampele ich gen Süden in Richtung Gstaad. Es geht lange bergauf, bevor ich endlich - nach 36 Kilometern – in Zweisimmen ankomme. Erschöpft nehme ich den Bus hinauf nach Sparenmoos. Nach einer kurzen Wanderung erreiche ich mein erstes Ziel, den Biohof Eggenalp, auf dem ich mich für ein hautregenerierendes Molkebad mit Aussicht angemeldet habe. Aus dem Kübel, in dem für vier Leute Platz wäre, sehe ich den Dampf schon von Weitem aufsteigen. Flugs der Kleider entledigt und einen Trank der Gastgeberin „Kräuterhexe Heidi“ genommen, sitze ich auch schon drin in der weißlichen Brühe. Eine Wohltat sondergleichen. „Hier ein Gläschen Kräutertee von selbstgepflückter Minze, das tut gut“, verkündet Heidi, die zu jeder Jahreszeit auf dem Berg Kräuter gegen jedes Wehwehchen sammelt. Nach 45 Minuten Wonne mit Blick auf die Obersimmentaler Bergwelt und einem Plausch mit Verkostung überwinde ich mich zu weiteren Taten. Nachdem ich Biokäse und –wurst im Rucksack verstaut habe, marschiere ich zum Berghotel Sparenmoos, das die sieben Kilometer lange Trottinet-Abfahrt als Sommerspaß anbietet. Die schon seit über 100 Jahren gebräuchlichen Tretroller sind mit guter Bereifung und Bremsanlage ausgerüstet. Die Benutzung ist einfach: Helm auf, draufgestellt, Hände an die Bremshebel und los. Trotzdem lauert die Gefahr hinter den Kurven durch entgegen kommenden Verkehr. Es geht stetig bergab, geschoben werden muss nicht. Ich lege mich in die Kurven, fahre sie von außen an, gehe in die Hocke. Die Beschleunigung ist phänomenal, ich erreiche sicher bis zu 40 km/h, denn bereits nach 15 Minuten bin ich unten. Zum Glück kam mir kein Auto entgegen. Denn eine Vollbremsung könnte schlimme Folgen haben – sagt mir meine Fantasie, als ich in Zweisimmen am Bahnhof voll mit Adrenalin ankomme. Dort stellt man das Vehikel einfach ab und setzt seine Reise fort. In meinem Falle die Fahrt mit dem Flyer-Velo. Auch das geht jetzt geschwind bergab zurück nach Spiez, wo ich den letzten Abend in Wellness allein genieße.

Am nächsten Morgen mache ich noch einen kurzen Abschiedsspaziergang am Thunersee, bevor ich mich wieder auf den drahtigen Pegasus schwinge. Heute möchte ich vom pyramidenförmigen, 2362 Meter hohen, Spiezer Hausberg Niesen das Panorama in Augenschein nehmen. Ich radle leichten Pedales hinauf zur Talstation der Niesenbahn im nahegelegenen Mülenen. Von dort bringt die fast 100 Jahre alte Standseilbahn in zwei Etappen einen Höhenunterschied von rund 1700 Metern unter sich. Langsam, und mit Quietsch- und Klappergeräuschen zieht das Seil die voll besetzte Kabine die Schienen hinauf. Bis zu 68% Steigung werden hier bewältigt, ich bin beeindruckt – und mir wird mulmig. Ist doch die Zugkraft, die das Seil hat, auch körperlich spürbar. Der Blick nach unten weckt in mir die Vorstellung einer Achterbahnfahrt. Auf der Bergstation und ein paar Meter weiter auf der Pyramidenspitze angekommen, ist die Aussicht atemberaubend. Doch schon nach kurzer Zeit ruft das Erlebnis der Bahnfahrt erneut. Der Blick nach unten weckte schon eben in mir die verlockende Vorstellung einer Achterbahnfahrt. Doch ganz vorn hinter dem Steuermann stehend, ist das Gefühl auch schon wieder vorbei. Denn schneller wird’s nicht. Das Seil bremst. Also juckelt der Waggon dem Tal entgegen, von wo aus ich mich auf den Heimweg mache. Wieder vorbei an blühenden Wiesen bis nach Spiez, wo ich mein Velo loswerde und mit der pünktlichen Schweizer Eisenbahn schnell am Züricher Flughafen bin.


copyrightRenateFreiling2008

Mittwoch, Juli 11, 2007

Aufwärst mit Gebrumm - Silvretta Classic Rallye Montafon 2007


Erschienen in WELT ONLINE, 6. Juli 2007

Aufwärts zum Silvretta-Massiv mit viel Gebrumm

174 Oldtimer stürmen vom 5. bis zum 8. Juli die Straßen Vorarlbergs. Die rund 600 Kilometer der 10. Silvretta Classic Rallye Montafon 2007 zählen zu den schönsten der gesamten Alpenregion.

Laut dröhnt der Reihen-6-Zylinder-Motor. Benzingeruch und Auspuffqualm umhüllen Mann und Wagen. Wolfgang Schäfer, 64, Repräsentant der noblen Uhrenmarke Chronoswiss, schließt die Motorhaube und ist zufrieden. Sein 1966er Austin Healey MK III, aufgrund seines fetten Motors und schweinischen Sounds „the pig“ genannt, ist fit für die Herausforderungen der nächsten Tage. Noch schnell die Fingerabdrücke auf dem Kotflügel weggewischt und dann flugs am Start aufgestellt.

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine exklusive Veranstaltung für gut situierte Oldtimer-Besitzer ist normalerweise für jeden zugänglich. Und wird zur Nachahmung dringend empfohlen: Die Fahrt auf den Spuren der Silvretta Classic Rallye.

Jede Sekunde zählt

„...in Ewigkeit, Amen! Einen schönen Aufenthalt im Montafon!“ Mit diesen Worten gibt der Gaschurner Gemeindebürgermeister Martin Netzer die Startrampe für die erste Etappe frei. Schäfer gibt Gas. Wir gehören zum drei Piloten starken „Team Chronoswiss“. Auf den Straßen Vorarlbergs, Tirols, Liechtensteins und Graubündens zockelt die betagte Kolonne jährlich drei Tage lang durch grüne Täler und über zugige Pässe. Schäfer ist seit 10 Jahren dabei. „Schade nur, dass zu wenig Zeit bleibt, die alpinen Panoramen zu genießen und zu verweilen“, bedauert er. Denn es gilt ein strenges Reglement. Zeitkontrollen (ZK), Durchfahrtskontrollen (DK) und Wertungsprüfungen (WP) – hier kommt es auf genaues Timing und Zuverlässigkeit an. Da hat die Uhren-Bande von Haus aus beste Voraussetzungen – Chronoswiss stellt mechanische Zeitmessgeräte von höchster Präzision her. „Aber es geht nicht nur um Schnelligkeit und Wettbewerb“, sagt Schäfer blinzelnd. „Es macht einfach Spaß, mit schönen Autos durch diese herrliche Landschaft zu fahren, sportlichen Fahrstil zu pflegen – und man muss nicht mal aussteigen“.

Nachfahrer brauchen mehr Zeit

Die brummende Karawane erklimmt nach zwei Stunden, zwei WPs und einer DK ein Wander-Highlight – den 1773m hohen Flexenpass. Nicht weit dahinter, in Lech, tummeln sich Hunderte freudig winkender Vorarlberger und strahlender Touristen, um uns zum Mittagessen zu begrüßen. Hier am Rüfikopf gibt es nicht nur im Winter steile Pisten, sondern auch ein einzigartiges „Welltain“-Programm, das aus Bewegung und Entspannung eine Fitness-Formel für optimalen Erholungswert entwickelt hat. Doch das Ausruhen wird vertagt, der motorsportliche Ehrgeiz hält uns auf Trab. Nach einem schnellen Schnitzel braust das „Schwein“ mit sage und schreibe 70km/h die Serpentinen im Lechtal hinab. Mehr geht nicht. Aber wir liegen gut in der Zeit. Die Aussicht ist atemberaubend: neben der Straße Abgrund in eine karge Schlucht, gegenüber stürzen Bäche im freien Fall ins Tal. Und siehe da, schon die erste Panne am Wegesrand. Ein 120er Jaguar, Baujahr 1951 mit Warndreieck auf dem Dach. „Das ist doch unser Teamkollege Thomas Leukel!“ ruft Schäfer erschrocken. Der Kreativberater von Chronoswiss. Anhalten ist aber nicht nötig. Erste Hilfe vom Fachmann ist hier stets parat. Also auf zum Hochtannbergpass, der zum Aussteigen und Mountainbiken auf stillen Höhen lockt. Eine kurze Baustellenstau-Pause mit Kuhglocken-Lauschen muss allerdings für uns genügen. Nach einigen weiteren rasanten Kilometern und unzähligen urigen, schindelverkleideten Bauernhäusern, erreichen wir Faschina zur nächsten ZK. Geschafft. Pünktlich auf die Soll-Minute steht unser Austin an der Kontrollstelle.

Durch’s Etappen-Ziel auf Hemingway’s Spuren

Dort im Hotel Rössl hält man einen kurzen Plausch mit der Konkurrenz. Elvis, der 1972er Chrysler Imperial, ist auch schon da, obwohl lange nach uns gestartet. Stephan Moeller, der Pilot des Ami-Coupés, erzählt von der Mittagspause: „Zwei regendurchnässte Cabriofahrer durften im Restaurant ihre Sachen abgeben. Die Bedienung hat sie in den Trockner gesteckt.“ Nach einem Kaffee verlassen wir den Biosphärenpark im Großen Walsertal und begeben uns auf den Heimweg. Über die Ferienorte Ludesch und Tschagguns, vorbei an bunt blühenden Alpenwiesen, friedlich grasenden Kühen und stehen gebliebenen Oldtimern, die uns den Weg weisen. Wobei wir uns auch dank mechanischem Kilometerzähler und Oldtimer- und Motorradkarte (für mobiles Navigationsgerät zum Downgeload unter www.oem-online.org/em) prima zurechtfinden. Mit flimmernder Hitze über der Motorhaube stoppt der Austin am Kirchplatz in Schruns. Tagesziel erreicht, verschnaufen erlaubt. Die tollkühnen Piloten werden nach der kurzweiligen 175km-Etappe bereits von zahlreichen Zuschauern erwartet, die sich am chromglänzenden Anblick der immerhin 52 unterschiedlichen Automarken aus den Baujahren 1924 bis 1987 erfreuen.

Nach Meldung an der Kontrollstelle trifft man sich auf einen Kirsch im Hotel Taube. Hier war Ernest Hemingway im Winter 1925/26 zu Gast. Und sowohl das Haus als auch das gesamte Montafon haben ihren Charme aus der alten Zeit bewahrt. Bis nach Galtür in Tirol hat der erst später berühmt gewordene Schriftsteller Spuren hinterlassen. Relikte wie Gästebucheinträge und Fotos findet man nicht nur in den Wirtshäusern und auf den Hütten, sondern auch im Tourismusmuseum Gaschurn. Und im Posthotel Rössle steht sogar noch das Himmelbett, in dem der bekannte Frauenheld nächtigte.

Die Teilnehmer der Silvretta Classic legten bereits am ersten Rallye-Tag mehr Kilometer zurück als Hemigway in einem ganzen Winter.

Es gibt halt viel zu sehen in Vorarlberg - und zu erfahren. An den nächsten zwei Tagen stehen die aufregendsten Strecken noch bevor. Wolfgang Schäfer freut sich schon auf die morgige 320km-Montafon-Etappe rund um das Silvretta-Massiv, bei der er als Erster auf den hohen Bergen sein will – „mindestens“ scherzt er. Na dann: auf sie mit Gebrumm!

copyrightsRenateFreiling2007


Weitere Links, Informationen und Reiseunterlagen:

Aktuelle Tagesergebnisse an den Rallyetagen ab ca. 22h online: www.silvretta-classic.de

www.montafon.at

www.vorarlberg.at

www.adac.de/Auto_Motorrad/Motorrad/tourenkarten/

Online-Karte zum Downloaden und nachfahren (ADAC-Mitglieder): www.oem-online.org/em

Unterkunftsempfehlungen im Montafon:

Hochmontafon: www.posthotel-roessle.at

ADAC Super Camping Platz 2006 lt. ADAC Camping Caravaning Führer 2007 Südeuropa in Nenzing/Walgau: www.alpencamping.at